Ein Irrtum mit grossen Folgen
Als Kolumbus vor 500 Jahren lossegelte, um eine neue Schiffspassage nach Indien, womit nach damaliger Lesart auch China und das sagenumwobene Japan gemeint waren, zu finden, ahnte er nicht, dass er einen neuen Kontinent und ein den Europäern unbekanntes Genussmittel, nämlich den Tabak, entdecken würde. Bis zu seinem Tode war Kolumbus der Meinung, tatsächlich in Indien angekommen zu sein. Auf seiner Suche nach Gold und anderen Schätzen begegnete er Eingeborenen, die den Rauch eines Krautes inhalierten. Dieses Kraut, der Tabak, sollte sich als Steuerquelle im Laufe der Geschichte dann für die Finanzminister aller Herren Länder als wahre Goldgrube erweisen. Es darf angenommen werden, dass Seeleute von Kolumbus, Tabaksamen nach Europa brachten. Ihre Namen sind unbekannt. Der Name des ersten europäischen Rauchers ist hingegen überliefert; Rodrigo de Xeres, als Mitglied der Mannschaft schloss er früh Freundschaft mit dem neuen Genussmittel. Er war auch das erste Opfer der Antiraucher. Als er schmauchenderweise durch seine Heimatstadt, Ayamonte stolzierte, glaubten die Einheimischen, der Leibhaftige blase dort statt Weihrauch die Ingredienzen aus höllischer Tiefe in die Luft.
Das Resultat: Der Unglückliche musste für 10 Jahre hinter Gitter. Aus heutiger Sicht mag es wie ein Treppenwitz der Geschichte wirken, dass es ausgerechnet die Mediziner waren, die sich für dieses Kraut aus der neuen Welt zu interessieren begannen. Der Leibarzt, Philips des Zweiten, lobte 1559 den Tabak als hervorragendes Heilmittel gegen alle Arten von Gebrechen. Auch der französische Botaniker Jean Nicot war von der Heilkraft des Krautes überzeugt. Ihm zu Ehren nannte man die Pflanze Nicotiana, woher sich das Wort Nikotin ableitet. Der Tabak gelangte schließlich als universelles Heilmittel, gegen so gut wie alle Krankheiten, in die Apotheken der europäischen Länder in Form von Extrakten, Pillen, Aufgüssen, Tinkturen und so weiter. Das Tabakrauchen allerdings war für die Mediziner nach wie vor ein rotes Tuch. Ganz in Vergessenheit geriet das Tabakrauchen allerdings nicht. Es brauchte nur einen prominenten Zeitgenossen, der sich öffentlich zu dem vermeintlichen Laster bekannte. Sir Walter Raleigh ( 1552-1618 ) war einer von Ihnen. Seine Smoking Parties waren Werbeträger für den Tabak in den oberen Schichten. Auf jeden Fall, der Bann gegen das neue Genussmittel war gebrochen, und von England und den Niederlanden aus, die den gesamten europäischen Handels-verkehr dominierten, eroberte der Tabak Stück für Stück die alte Welt. Diesmal nicht als Heil- sondern als Genussmittel.
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